Online Arbeiten: Wissen als Infoprodukte verkaufen

7 min
08.12.2023 00:00:00

 

In dieser Artikelserie über Möglichkeiten, ortsunabhängig zu arbeiten, schauen wir uns als Teilbereich die digitalen Produkte an. Dazu gehören auch Software und Creative Assets. Jetzt geht es aber um diese ominösen Infoprodukte, die das große Geld versprechen.

E-Books und Onlinekurse sind Formate, in denen du Wissen vermittelst. Deshalb werden sie auch Informationsprodukte genannt. Der große Vorteil dabei ist, dass du sie einmal erstellst und der Verkauf in Zukunft nicht mehr an deine eigene Arbeitszeit gebunden ist. Diesem Versprechen folgen viele Einsteiger, die dann nach ein paar Monaten enttäuscht aufgeben. Der Grund ist immer derselbe: Sie haben sich in ihrem Kämmerchen zu sehr auf die Produktentwicklung konzentriert, anstatt das Problem zuerst gemeinsam mit der Zielgruppe zu lösen. Know-how zu digitalisieren, ist vor allem dann eine gute Option, wenn du eine bestehende Plattform hast, über die dir Leser folgen oder auf die Kunden immer wieder zurückkehren.

Du kennst die Bedürfnisse deiner Zielgruppe, die du mit digitalen Produkten befriedigst. Ohne eigenen Blog, YouTube-Kanal, E-Mail-Liste oder Facebook-Gruppe bleibt dir nur der Vertrieb auf Marktplätzen wie Amazon, Udemy oder teachable. Dort bezahlst du für die nötige Reichweite durch Werbekampagnen. Außerdem wird es schwer, eine Problemlösung zu schaffen, solange dir der Zugang zu den späteren Anwendern fehlt. Betrachte digitale Produkte deshalb als eine wunderbare Ergänzung zu deinem bestehenden Geschäftsmodell. Oder nutze Informationsprodukte als Muse für passives Einkommen, die dir nach dem Erstellungsaufwand ein relativ automatisiertes Einkommen bescheren kann. Dann steht die Marktrecherche im Vordergrund, nicht deine intrinsische Motivation.

Vorteile: Informationsprodukte sind eine gute Möglichkeit, die eigene Arbeitszeit von der Leistungserbringung abzukoppeln, also relativ passives Einkommen zu verdienen. Verkaufsprozesse können automatisch ablaufen, wodurch der Zeiteinsatz nach dem initialen Aufwand stark reduziert wird.

  • Durch automatisierte Verkaufsprozesse bist du nicht direkt an die Leistungserbringung gebunden, wodurch Skalierung möglich ist
  • Sehr gute Option, um deine Expertise in ein digitales Format zu verpacken
  • Besonders als Ergänzung oder in Kombination mit bestehenden Angeboten geeignet (z.B. Dienstleistungen oder Netzwerk-Modelle)

Nachteile: Die Arbeit für die Erstellung eines E-Books oder Onlinekurses ist in der Regel recht hoch, wobei vorab nicht immer klar ist, ob sich diese lohnt. Deshalb ist die gemeinsame Entwicklung des Angebots mit der Zielgruppe so wichtig. Auch berücksichtigen solltest du, dass viele Informationen veralten, weshalb sie regelmäßig aktualisiert werden müssen.

  • Markttest vor der Angebotserstellung kann schwierig sein
  • Regelmäßige Aktualisierung der Inhalte notwendig
  • Ohne eigene E-Mail-Liste oder Leserschaft sind Investitionen in die Vermarktung nötig
  • Preispotenzial für reine Infoprodukte ist tendenziell niedrig

Erste Schritte für Infoprodukte

Wenn du über einen Blog, eine Online-Community oder eine Dienstleistung bereits Zugang zu einer Gruppe von Menschen hast, kennst du deren Bedürfnisse. Dann überlege, ob sich ein digitales Format für das zu vermittelnde Wissen eignet. In Frage kommen Bücher, Audiodateien, E-Mail-Serien, Selbstlernkurse oder begleitete Coachingprogramme. Im engen Kontakt mit der Zielgruppe findest du heraus, welche Herausforderungen sie haben und wie sie dein Know-how konsumieren wollen. Wenn Kunden eher ein physisches Produkt oder eine Beratung benötigen, erfülle ihnen diesen Wunsch, anstatt auf Teufel komm raus ein Infoprodukt zu erstellen.
  1. Themensuche: Spreche mit deiner Zielgruppe über ihre Bedürfnisse. Überlege, ob du diese mit einem digitalen Produkt befriedigen kannst.
  2. Medium: Als Format kommen Bücher, Audiodateien, E-Mail-Serien, Selbstlernkurse oder begleitete Coachingprogramme in Frage.
  3. Formatierung: Ein Buch formatierst du selbst oder lässt es von einem Experten machen. Videos schneidest du in hoher Qualität.
  4. Plattform: Die fertigen Dateien lädst du zum Verkauf auf deine Website oder einen Marktplatz hoch.
  5. Verkaufen: Über Werbeanzeigen, Affiliate-Partner, Gastbeiträge oder Pressearbeit erzählst du der Welt von deinem Infoprodukt.

Erstellung und Verkauf von E-Books

Noch vor wenigen Jahren war es wahnsinnig schwer, selbst ein Buch zu verlegen. Die Marktmacht lag bei den großen Verlagshäusern, die letztendlich darüber entschieden, welche Titel es in die Regale schaffen. Durch das Internet ist die Vermarktung im Selbstverlag leichter geworden. Du kannst ein E-Book über den eigenen Blog oder Marktplätze wie Amazon KDP, Kobo oder Bookrix anbieten. Das Gleiche gilt natürlich für Taschenbücher und Audiobooks. Neben dem Self-Publishing gibt es zudem den Weg über das klassische Verlagshaus. Der Umfang darf dabei von einer 20-seitigen Anleitung zum Wechseln von Autoreifen bis hin zu einem dicken Liebesroman reichen. Du könntest einen Ratgeber zu einem häufig auftretenden Problem in deiner Branche, einen Reiseführer über dein Lieblingsland oder auch Gedanken und Erfahrungen niederschreiben. Solange es genügend Leser interessiert, ist alles möglich. Der Erfolg des Buches hängt einzig von den Verkaufszahlen ab. Dein Aufwand für die Erstellung bleibt gleich, egal ob du 20 oder 2.000 Exemplare verkaufst. Aus diesem Grund solltest du vor dem Schreiben bereits an die Vermarktung denken. Für den Vertrieb stehen E-Book, Audiobook, Taschenbuch oder eine Kombination aller Formate zur Auswahl. Außerdem kannst du entscheiden, ob du selbst schreibst oder schreiben lässt. Beim Self-Publishing unter eigenem Namen bist du der Autor des Buches. Im besten Fall hast du bereits ein Thema und eine Leserschaft. Im Eigenverlag kannst du dein Buch zwar im klassischen Buchhandel bestellen lassen, hast es aber schwer, es in die Regale zu bekommen. Die elektronische Version verkaufst du über deine eigene Seite oder lädst sie in den geforderten Formaten bei Amazon hoch. Ein Paperback (Taschenbuch) lässt du über On-Demand-Services wie Kindle Direct Publishing (KDP) bei Eingang der Bestellung drucken oder suchst eine Druckerei, bei der du in eine Mindestabnahmemenge investierst. Eine andere Möglichkeit ist es, Self-Publishing unter einem Pseudonym zu betreiben. Du bist nicht selbst der Autor, sondern trittst als Verleger auf. Schreiben lässt du die Bücher von Textern oder Ghostwritern. Veröffentlicht werden diese dann unter einem ausgedachten Autorennamen. Dafür recherchierst du zu Themen, die gerade eine hohe Nachfrage haben und produzierst Titel in Fließbandarbeit. Alle Prozesse, vom Schreiben über die Cover-Erstellung bis hin zum Buchmarketing, werden automatisiert und die Teilaufgaben ausgelagert. Zusätzlich zu den E-Books kannst du eine Audioversion über Audible vertreiben und eine Taschenbuchversion bei Amazon anbieten. Die Vorteile bei der Veröffentlichung mit einem Verlag bestehen darin, dass du dich nicht nur offiziell Autor nennen, sondern auch höhere Verkaufszahlen erwarten kannst. Ein traditionelles Verlagshaus hat zum einen die Pressekontakte und zum anderen das Marketingbudget, um dein Buch über verschiedene Absatzkanäle zu bewerben. Außerdem ist es hilfreich, dass sie Formatierung und Lektorat übernehmen. Der große Nachteil liegt bei den geringen Tantiemen. Abhängig von deiner Bekanntheit und dem Potenzial des Themas bezahlen Verlage einen Vorschuss in fünfstelliger Höhe und beteiligen dich mit einem einstelligen Prozentsatz an den Umsatzerlösen. Um Kontakt mit einem Verleger herzustellen, schickst du ihnen das Exposé der Buchidee oder suchst dir einen Buchagenten. Noch bevor diese Fragen anstehen, solltest du erstmal ein Thema finden. Möchtest du unterhalten, anleiten oder inspirieren? Dein Buch kann ein Problem lösen oder ein Bedürfnis befriedigen, in jedem Fall muss es eine Nachfrage danach geben. Schaue dir bei Amazon an, welche Titel in deiner Kategorie erfolgreich sind. Dann erstellst du eine Gliederung und haust in die Tasten. Täglich 500 - 1.000 Wörter zu schreiben, braucht Disziplin. Als Schreibwerkzeug empfehlen kann ich dir das minimalistische Ulysses für den Mac und Papyrus Autor zur Stilanalyse. Eine beliebte Alternative dazu ist Scrivener. Ein Cover lässt du dir von einem Designer machen oder bestellst kostengünstiger bei 99Designs. Die absolute Low-Budget-Variante heißt Fiverr. Auch für den Buchsatz und das Lektorat suchst du dir einen Experten. Rechne je nach Umfang deines Buches und Qualität der Freelancer mit Kosten von einigen Hundert bis weit über eintausend Euro. Zum Verkauf musst du den Rohtext mindestens als PDF formatieren. Um es auf Amazon und anderen Plattformen zu vertreiben, kommen die Formate epub und mobi hinzu. Selber machen kannst du das mit der Software Calibre, wobei ich auch das einem Profi überlassen würde. Jetzt lädst du das fertige Buch entweder auf einem Marktplatz hoch oder bietest es über einen Zahlungsanbieter wie elopage auf deiner eigenen Seite an.

Fallstudie: Anna entwickelt ein Coachingprogramm

Die Arbeit mit ihren Klienten, die bessere Vortragsredner werden möchten, bereitet Anna viel Freude. Sie hat mittlerweile deutlich mehr Kundenanfragen, als sie selbst bearbeiten kann. Deshalb beschließt sie, zusätzlich zu den individuellen Coachings auch Angebote für Gruppen zu schaffen. Durch ihr Dienstleistungsangebot weiß sie genau, wo die Probleme ihrer Kunden liegen. Sie erstellt eine erste Gliederung für ein 6-wöchiges Programm, das aus Videos, Arbeitsbüchern und einem wöchentlichen Gruppencoaching besteht. Noch bevor alle Materialien fertig sind, beginnt sie mit dem Verkauf. Erst nachdem sie die anvisierten zehn zahlenden Teilnehmer für das Coachingprogramm akquiriert hat, startet sie mit der Produktion der Videos und Arbeitsbücher. Nach dem Durchgang mit der ersten Gruppe verbessert sie ihre Materialien und bietet den 6-Wochen-Kurs ab sofort zweimal im Jahr an. Der Preis von 999 Euro ist nach der einmaligen Erstellung ein netter Zusatzverdienst für Anna, gleichzeitig eine große Ersparnis für ihre Kunden gegenüber dem Einzelcoaching.

Erstellung und Verkauf von Onlinekursen

Ein Onlinekurs eignet sich vor allem für erklärungsbedürftige Themen, bei denen du Kunden durch mehrere Module hinweg zum Ziel leitest. Typischerweise bündelst du Wissen in Videos und verkaufst diese über einen passwortgeschützten Mitgliederbereich. Alternative Formate oder Ergänzungen zum Videokurs sind Audiodateien, Arbeitsbücher und E-Mail- Serien. Das Spektrum für den Kursumfang reicht von Selbstlernkursen bis hin zu begleitenden Coachingprogrammen. Abhängig sollte die Wahl davon sein, wie der Kursteilnehmer am besten zum Ergebnis kommt. Selbstlernkurse sind kurze Tutorials, die Wissen zu sehr speziellen Themen vermitteln. Geeignet dafür sind Anleitungen, bei denen eine Abfolge von Schritten erklärt wird, z.B. die Benutzung einer Software oder Fitnessvideos zum Nachmachen. Die Auslieferung ist über Kursplattformen wie elopage, teachable oder Udemy komplett automatisiert, womit der Käufer keine individuelle Unterstützung bekommt. Preislich liegen Selbstlernkurse im unteren dreistelligen Bereich. Coachingprogramme sind begleitete Kurse zu komplexen Themen, die ohne Mitwirkung eines Experten nicht zum Ziel führen. Auch hier gibt es ein vorgefertigtes Kursprogramm mit Videos, aber zusätzlich betreut der Kursleiter die Teilnehmer durch monatliche Einzel- oder Gruppencoachings, Webinare, Mastermind-Gruppen, eine aktive Community oder Kursmaterialien. Das Coachingprogramm wird in der Regel nur zu festgelegten Zeiten im Jahr geöffnet und geschlossen, sobald die maximale Teilnehmeranzahl erreicht ist. Durch die intensive Betreuung können solche Programme durchaus für vierstellige Beträge verkauft werden. Die Vorgehensweise bei der Erstellung von Onlinekursen beginnt, ähnlich wie bei E-Books, mit der Recherche. Nutze entweder deinen bestehenden Zugang zu einer Zielgruppe oder denke bei der Themenfindung an Bereiche, in denen Wissen noch nicht online ist. Suche dir einen Handwerker, Tätowierer oder Steuerberater, dessen Expertise du gegen Umsatzbeteiligung in einem Kurs aufbereitest. Als technische Ausrüstung brauchst du für die Erstellung des Kurses eine HD-Kamera, ein Ansteckmikrofon, vernünftige Beleuchtung und eine Software zur Bearbeitung der Videodateien. In verschiedenen Preisregionen findest du für den Videoschnitt mit iMovie, Audacity, Camtasia oder Screenflow gute Programme. Zum Verkauf der fertig bearbeiteten Dateien gibt es dann zwei Möglichkeiten. Entweder, du hast eine eigene Seite mit einem integrierten Mitgliederbereich wie Digimember oder du lädst alles auf eine Kursplattform wie Udemy oder elopage hoch. Beim Vertrieb über eine fremde Plattform ist der Aufwand wesentlich geringer, dafür bezahlst du eine Verkaufsprovision von 5 - 10 %.

12 Ideen für Infopreneure

  • 12-teilige Audioreihe zu Sternzeichen
  • Videokurs über das Haareschneiden von Hunden
  • PDF-Anleitung zum Wechseln von Bremsscheiben am Auto
  • Videoreihe zu verschiedenen Strickmustern
  • Kostenpflichtiger Podcast mit Börsentipps
  • E-Kochbuch für Deutschlerner
  • Coachingprogramm für Keynote Speaker
  • Kostenpflichtiger Aktienbrief via E-Mail
  • Fitnessvideos für Senioren
  • Bebilderte Anleitung für Rosenzüchter
  • Videokurs für Pinterest-Marketing
  • E-Book-Reihe mit Kindergeschichten

Weiterführende Ressourcen

Hat dich dieser Beitrag angesprochen? Es ist der siebte Teil einer Artikelserie zu ortsunabhängigen Geschäftsmodellen. Neben Infoprodukten gibt es natürlich noch viele weitere Möglichkeiten, um online zu arbeiten. Alle zwei Wochen erscheint ein neuer Artikel zu dieser Reihe.
Themen: BONEXO Geld