Exklusiv: Eine Reisebloggerin packt aus

3 min
26.03.2023 00:00:00

Von allen Reisebloggern, die ich in den letzten Jahren kennenlernen durfte, ist kaum jemand so reflektiert wie Melissa Schumacher. Mit Indojunkie betreibt sie den größten deutschsprachigen Blog über Indonesien.

Ein erfolgreicher Blog als Business

Mit weit über 100.000 monatlichen Besuchern ist aus dem Blog "Indojunkie" ein echtes Business mit sehr guten Einnahmen geworden. Melissa schreibt in diesem Gastbeitrag über Dinge, von denen die meisten Reiseblogger nichts wissen wollen, die jedoch mal gesagt werden sollten. Ein Beitrag, den alle (angehenden) Reiseblogger unbedingt lesen sollten.

Der Beginn einer Reisebloggerin

Vor vier Jahren startete ich meinen Blog über Indonesien, nachdem ich viel Zeit im größten Inselreich der Welt verbracht hatte. Meine ersten Artikel waren verspielt, naiv und ein wenig verträumt. Sie handelten von meinem Leben in einer balinesischen Fischerfamilie, von schwarzer Magie und Hahnenkämpfen. Einige dieser Artikel existieren heute gar nicht mehr, da sie nicht auf 100.000 Leser im Monat ausgelegt waren. Von SEO und Affiliate-Marketing hatte ich in den Anfängen keine Ahnung.

Vom Hobby zum Beruf

Ich bloggte, um meine Erfahrungen zu teilen und aus kreativen Gründen. Mein Hobby wurde innerhalb von zwei Jahren zu meinem Vollzeitjob. Anfänglich arbeitete ich noch für ein Startup, doch nach und nach konnte ich meine Stunden dort reduzieren, bis ich mich ganz dem Blog widmen konnte.

Die Verantwortung als Reiseblogger

Als Reiseblogger beeinflusst man seine Leser – ob bei der Wahl des Landes, des Restaurants oder der Unterkunft. Damit tragen wir eine große Verantwortung gegenüber der lokalen Bevölkerung und der Natur. Besonders in Ländern, deren Tourismus wenig reguliert wird, ist dies von Bedeutung.

Das Dilemma eines Reisebloggers

Viele Reiseblogger sind sich dieser Verantwortung gar nicht bewusst, weil sie die Gegebenheiten vor Ort nicht gut genug kennen. Man kann seine Leser in eine Villa schicken, deren Einnahmen in die Taschen ausländischer Investoren fließen, oder in ein Homestay, das die Region positiv beeinflusst. Der Kontrast zwischen Komfort und Nachhaltigkeit ist oft deutlich spürbar.

Über-Tourismus und seine Folgen

Ein weiteres Dilemma: Ist es vertretbar, noch mehr Touristen nach Bali zu schicken? Der Süden der Insel erstickt bereits im Verkehr und Müll. Sollte man als Influencer nicht lieber weniger bekannte Orte in Indonesien promoten? Oder ist es besser, wenn sich der Tourismus auf eine Region konzentriert und andere Inseln unberührt bleiben?

Positive Macht des Tourismus

Der Tourismus hat aber auch positive Seiten. Ein gutes Beispiel dafür ist die kleine Insel Bangka in Sulawesi. Hier wurde der Bau einer Eisenerzmine gestoppt, weil das Tourismus-Potenzial der Region als wertvoller angesehen wurde.

Bloggen und passives Einkommen

Oftmals wird behauptet, ein Reiseblog generiere passives Einkommen. Aber ist das wirklich so? Reisedestinationen verändern sich schnell. Viele meiner Artikel muss ich regelmäßig aktualisieren, um sicherzustellen, dass die Informationen aktuell bleiben. Dies ist alles andere als passiv.

Warum bloggst du eigentlich?

Die Frage nach der Motivation ist entscheidend. Wer nur des Reisens wegen bloggt, sollte sich bewusst sein, dass es oft bessere Möglichkeiten gibt, um das ganze Jahr unterwegs zu sein. Reiseblogs sind viel Arbeit und beeinflussen die Qualität des Reisens.

Weil du gerne schreibst

Schreiben war für mich schon immer ein Ventil. Doch wie viel kreative Energie fließt in einen Reiseblog, der von SEO dominiert wird? Viele erfolgreiche Blogger schreiben keine besonders guten Texte, haben aber ihre SEO-Hausaufgaben gemacht.

Weil du anderen Menschen helfen möchtest

Als Reiseblogger kannst du nicht nur deinen Lesern helfen, sondern auch den Menschen vor Ort. Du hast die Möglichkeit, lokale Unternehmen und Menschen zu unterstützen, die kein Marketing-Wissen haben.

Die Verantwortung eines Influencers

Als Influencer stehst du im Mittelpunkt. Aber sei dir der Verantwortung bewusst, die du trägst. Deine Inhalte sollten nicht nur motivieren, sondern auch reflektieren, welche Auswirkungen dein Handeln hat. Würde ich alles noch einmal tun? Ich sehe mich nicht für den Rest meines Lebens als Reisebloggerin. Aber die Erfahrungen, die ich gemacht habe, waren wertvoll. Ich habe so viel gelernt, dass ich diese Reise nicht bereue. Bloggen ist ein Prozess, der niemals endet. Man entwickelt sich weiter, reflektiert und hinterfragt sich immer wieder neu.

ÜBER DIE AUTORIN:
Melissa Schumacher ist die Gründerin von Indojunkie, dem größten deutschen Indonesien-Blog. Gemeinsam mit ihrer Partnerin Petra hat sie mehrere Bücher im Selbstverlag veröffentlicht und unterstützt soziale Projekte in Indonesien.

Themen: Leben